Die Produkte von Onlinelib, z.B. die Video-Streaminglösung VCS Server, beherrschen nun das Streaming von MPEG-4 (H.264/AVC) zum neuesten Adobe Flash Player 9. Aus diesem Anlass führte ich ein Interview mit Patrick Märker, Product Manager bei Onlinelib.
Florian: Zuerst für Leser, die Onlinelib noch nicht kennen: Welche Produkte werden von Onlinelib angeboten und wie sieht deren Zusammenspiel aus?
Patrick: Onlinelib hat sich auf die Entwicklung von Videostreaming- und Encoding-
Technologie spezialisiert. Darunter fallen auch die Planung und Umsetzung von
Projekten, Netzwerk-Infrastrukturen und Applikationen, die auf die
Wünsche unserer Kunden zugeschnitten werden.
Das Kernprodukt von Onlinelib ist die hauseigene Streaminglösung
VCS Server (Video Communication Server). VCS Server kann derzeit
Video-On-Demand und Live-Inhalte auf PC, MAC, Linux, Flash Lite 3
Geräte und Sony Playstation 3 ausliefern. So entsteht eine breite
Abdeckung verschiedenster Geräte, die alle mit einer Applikation
versorgt werden können. Weitere Auslieferungsplattformen sind
in Planung.
Passend zu unserer Streaminglösung VCS Server bieten wir eine CDN
(Content Delivery Network) Software an. VCS Redirector erlaubt den
Aufbau eines eigenen CDNs wie es z.B. von Akamai bekannt ist.
Hierbei können unterschiedlichste Standorte mit mehreren VCS Servern
zusammengeschaltet und eine optimale Verteilung und Auslieferung
von Videos gewährleistet werden. Hier sei besonders die CDN-Steuerung
über geoIP mit Anbietern wie MaxMind hervorzuheben. Dies ist nicht nur
auf Video-On-Demand begrenzt. Mit einem bald erscheinenden Produkt von
Onlinelib wird das auch mit Live-Inhalten möglich sein.
Die Onlinelib Encoding Solutions (OES) sind derzeit einer der
leistungsfähigsten Encoding-Lösungen am Markt. Durch die Multi-CPU
Unterstützung und der großen Videocodec Auswahl können verschiedenste
Formate in Echtzeit enkodiert und umgewandelt werden. Derzeit arbeiten
wir an einem weiteren Produkt der OES-Reihe, das H.264 Live Encoding
ermöglichen wird – mit der in Kanada ansässigen Technologiefirma Digital
Rapids.
Florian: Wann hat Onlinelib mit der Entwicklung der H.264-Unterstützung angefangen? Erst nach der Adobe-Pressemeldung letzten Sommer oder hattet Ihr unabhängig davon vorher bereits Pläne oder Erfahrungen in Richtung H.264?
Patrick: Wir hatten bereits einige Erfahrungen mit H.264 auf Mobilgeräten und
unserem VCS Playstation 3 Framework gesammelt – so war uns das Format
nicht ganz unbekannt. Begeistert waren wir von der Pressemitteilung von
Adobe, das H.264 im Flash Player verfügbar sein wird. Das bestärkte uns
die Streaming und Encoding Produkte von Onlinelib in diese Richtung
weiter voranzutreiben.
Florian: Worin lag der Herausforderung bei der Integration von MPEG-4 in die
Onlinelib-Produkte? Welche Probleme gab es zu bewältigen?
Patrick: Unter mittelständigen Kunden besteht der Hauptteil unserer Kunden aus
Großkonzernen oder Firmen des Broadcast- und TV-Bereichs. Genau in diesen
Bereichen entstehen oft Probleme bei der Auslieferung von Videoinhalten
durch das RTMP-Protokoll und blockierenden Firewalls.
Einer der großen Unterschiede unserer Streamingtechnologie, die uns von
allen auf dem Markt befindlichen Streaminglösungen abhebt, ist die
Tatsache, das wir die Streamingeigenschaften des RTMP-Protokolls auch
für das HTTP-Protokoll schaffen. So erhalten Inhalte, die über VCS Server
ausgeliefert werden, eine hundertprozentige Erreichbarkeit. Dies ist aber
nicht nur auf Video-On-Demand beschränkt, sondern funktioniert auch mit
Live Video.
Da uns bewusst ist, das Adobe entsprechende Rechte am RTMP-Protokoll
besitzt, haben wir uns entschlossen, ein eigenes Verfahren, welches nicht
auf der originalen Netstream-Klasse basiert, zu entwickeln. Gerade hier
war die Implementation von H.264 eine Herausforderung. Vier Entwickler
haben mehrere Tage an der Anpassung unserer Technologie gearbeitet, um
auch weiterhin alle Leistungen unserer Lösung auch für MPEG-4 zu
gewährleisten – darunter die Sicherheitsmechanismen, die ein illegales
Herunterladen verhindern.
Ein weiterer Knackpunkt war die Anpassung unserer Bandwidth Shaping
Technologie, die bereits bei der Auslieferung an alle unterstützten
Plattformen zum Einsatz kommt. Unser ‚Shaping‘ definieren wir nicht
anhand der Bandbreite, die bei Kommunikation zwischen Client und Server
berechnet wird, sondern mit Hilfe eines Motion Vectors zwischen
zwei Bildern (Frames).
Florian: Welche H.264-Encoder habt ihr getestet? Welche kommen zum Einsatz?
Patrick: Derzeit verwenden wir unsere hauseigenen OES (Onlinelib Encoding
Solutions), welche mit Unterstützung des amerikanischen Unternehmens
Rhozet entwickelt worden sind.
Florian: In welchen Anwendungsbereichen der Onlinelib-Produkte seht ihr die
Vorteile von H.264-Streaming gegenüber dem On2 VP6 Codec?
Patrick: Wir denken, dass H.264 die Qualität von Videoinhalten im Internet bei
gewohnter Bandbreite ein ganzes Stück voranbringt. H.264 / MPEG 4 ist
ein anerkannter Industriestandard und wird weiterhin in immer mehr
Produkten integriert.
Florian: Was ist der Jericho Mobile Player?
Patrick: Jericho ist eine Videoplayer-Applikation mit Mediacenter Eigenschaften.
Die Jericho Player Serie wird in mehreren Versionen ausgeliefert werden.
Darunter eine Version für Mobilgeräte, Standalone (PC, MAC, Linux) und
als Internetapplikation. Das Besondere der Jericho Standalone Version
ist, das keine Adobe AIR Runtime oder Installation benötigt wird.
Jericho kann komplett an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden und
soll unseren Kunden als Anzeige-Applikation für Ihre Inhalte dienen.
Florian: Danke für das Gespräch
Link: MPEG-4 für Onlinelib Produkte
Link: H.264 VCS Streaming Demo (1 MBit/s)
Link: H.264 VCS Streaming Demo (1,5 MBit/s)
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